Sie haben 2018 an der internationalen Kakaokonferenz in Deutschland teilgenommen. Was war für Sie und Ihre Kooperative von besonderem Wert?

Fleur: Diese Konferenz war meine erste internationale Erfahrung. Ich fand alles interessant, besonders die besprochenen Themen zum Einkommen der Kakaobauern und -bäuerinnen. Es ist traurig, dass der Produzent, der eine so große Rolle in der Wertschöpfungskette spielt, in so schwierigen Bedingungen lebt. Wenn die Konferenzteilnehmer und -teilnehmerinnen auf das Thema zu sprechen kommen, bedeutet das immerhin, dass sie sich der Lage bewusst sind. Das hat mich gefreut, und es hat auch die Produzentinnen und Produzenten gefreut. Dass das Thema bei einer internationalen Konferenz debattiert wird, bedeutet, dass auch Lösungen gefunden werden. Das gibt Hoffnung.

Zusätzlich wird über die Rolle der Frauen im Kakaoanbau gesprochen. Seit langem hat man geglaubt, dass der Kakaoanbau nur für die Männer gedacht ist. Inzwischen erkennt man, dass auch viele Frauen in den Kakaoanbau involviert sind. Das ist eine Revolution. Diese Frauen müssen unterstützt und begleitet werden, damit ihre Lebensbedingungen verbessert werden. Das ist eines der Ziele des Projekts PRO-PLANTEURS. Im Rahmen von Einkommen schaffenden Maßnahmen führen wir bei ESPOIR gerade Viehzucht- und Geflügelprojekte durch. Dabei werden wir von PRO-PLANTEURS unterstützt. Wir bedanken uns bei GISCO (Forum Nachhaltiger Kakao) und bei allen anderen Partnern des Projekts, das PRO-PLANTEURS die Selbstständigkeit der Frauen fördert.

Wegen der finanziellen Unabhängigkeit der Frauen durch die Landwirtschaft: Ist es nicht schwierig, dieses Ziel zu erreichen, wenn nur Männer Land besitzen und dem Gemüseanbau keine große Bedeutung beimessen?

F: Ich denke, die Frauen können es schaffen. Man muss aber zuerst den Produzentinnen und Produzenten die Wichtigkeit von Diversifizierung bewusst machen. Wir haben schon seit Jahren damit angefangen und mittlerweile gute Ergebnisse erreicht. Zum Beispiel hat unsere Kooperative Gemeinschaftsparzellen angelegt, auf denen Maniok und Gemüse angebaut werden. Daneben beschäftigen wir uns auch mit Viehhaltung und Fischzucht.

Kein eigenes Grundstück zu besitzen, sollte die Frauen nicht ausbremsen. Es gibt noch weitere Aktivitäten, die dabei helfen können, die Rolle der Frau zu stärken. Die Frauen können z. B als Händlerinnen oder als Verkäuferinnen von Waren arbeiten. Viele Projekte könnten so entworfen und durchgeführt werden, damit die Frauen ihre Bedürfnisse erkennen und immer unabhängiger werden. 

Da Sie über gute Erfahrungen verfügen: Welche Empfehlungen können Sie den neu hinzukommenden Kooperativen geben?

F: Beim Mittagessen saß ich mit dem Leiter einer neuen Kooperative am Tisch und habe ihm gesagt, er soll alles ernst nehmen. Ich habe ihm gesagt, dass PRO-PLANTEURS ein wahrhaftiges Projekt ist. Viele Projekte wurden entworfen, aber diese Art von Projekt ist neu. PRO-PLANTEURS schafft es, alles zu beachten, alle wichtigen Punkte anzugehen. Die neuen Kooperativen sollten sich deshalb alles, was sie in diesem Projekt lernen, zu Herzen nehmen. Sie können daraus viele Vorteile ziehen.

Meine Kooperative hat PRO-PLANTEURS zum Beispiel sehr vorangebracht, indem es uns in Personalmanagement trainiert hat, durch Fortbildungen und in Workshops. Ich leite die Kooperative, obwohl ich keine Ausbildung im Management habe. Dank PRO-PLANTEURS habe ich aber alles Wichtige gelernt, um unsere Aktivitäten zu kontrollieren und wichtige Entscheidungen zu treffen. Selbst der Vorsitzende des Verwaltungsrats unserer Kooperative, der sonst ungern an Sitzungen und Treffen teilnahm, ist jetzt bei allen von TECHNOSERVE angebotenen Trainings und Coachings, allen Treffen und Sitzungen dabei und beruft sogar manchmal Sitzungen selbst ein.

Bei unseren Treffen und der Teilnahme an wichtigen Konferenzen wie der in Deutschland und dem PRO-PLANTEURS-Tag hier in der Côte d’Ivoire kann man Kontakt mit neuen Menschen knüpfen und Erfahrungen teilen. Das bringt viele Vorteile und Chancen. Wir haben z. B bei der Konferenz in Deutschland Finanzpartner kennen gelernt, mit denen wir Geschäftsbeziehungen eingehen wollen. All das hilft, damit wir unsere Kooperativen immer besser führen können und lernen, groß zu denken und eine größere Vision zu haben, als wir vorher hatten. Wir überlegen sogar, unseren Kakao selbst regional, zu verarbeiten – warum nicht? Schließlich versuchen wir alles Mögliche, um gut arbeiten zu können, damit unsere Partner wissen, dass sie uns nicht vergeblich unterstützen.

Herzlichen Dank, Fleur N‘DRI! – Ich muss Ihnen danken.


Eindrücke von ihrer Teilnahme an der internationalen Kakaokonferenz in Berlin schildert Fleur in dem folgenden Video:

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Impressionen von der 4. Weltkakaokonferenz

Drei Vertreter von PRO-PLANTEURS-Kooperativen nahmen teil an der 4. WCC in Berlin. Ihre Erwartungen und Eindrücke schildern Fleur, George und Charlotte uns in diesem Beitrag.