Corona-Pandemie beeinflusst auch Projektgeschehen bei PRO-PLANTEURS

Wir sprachen mit Judith Steffens, der Projektleiterin von PRO-PLANTEURS, über die Situation vor Ort in Côte d'Ivoire.

 

1. Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf das Projekt genommen?

Judith Steffens: Für PRO-PLANTEURS bedeutet die aktuelle Situa-tion eine massive Einschränkung unserer Aktivitäten. Wir haben deutliche Rückmeldungen aus den Kooperativen bekommen, dass derzeit die Angst vor Ansteckungen bei Trainings groß ist. Auch zum Schutz unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und der unserer Partner ist unsere Strategie daher konservativ. Unsere Partner wie der Conseil du Café-Cacao und unsere Durch-führungspartner sind derzeit teilweise im Homeoffice.

2. Wie hat Ihr Team die Situation bislang gemeistert? Und was sind die wichtigsten Aktivitäten, wenn die Beschränkungen aufgehoben sind?

Die inländischen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind mit Mundschutz und Desinfektions-mitteln ausgestattet worden. Der Austausch untereinander und mit den Partnern findet best-möglich über alle verfügbaren elektronischen Kanäle statt. Aktuell sind wir mit unseren Part-nern in Kontakt und versuchen, beispielsweise für das letzte Training der Kooperativen und das Coaching flexible und verantwortungsvolle Lösungen zu finden. Wir stehen mit allen Partnern im Kontakt, um die Aktivitäten im Feld – sobald es wieder möglich ist – weiter zu führen. Die Abstimmungen für die Vorbereitungen der zweiten Phase des Projektes gehen weiter, wenn auch mit verlangsamter Geschwindigkeit.

3. Wie werden die Bäuerinnen und Bauern aktuell unterstützt?

Über das Grüne Innovationszentrum werden in Kürze Desinfektionsmittel, Mundschutz und ggf. Saatgut beschafft, das dann auch an die Kooperativen ausgegeben werden kann. Wir stehen dazu mit dem Grünen Innovationszentrum im Austausch. Das weitere Vorgehen werden wir, angepasst an die aktuellen Möglichkeiten, planen und steuern müssen. Auch Forumsmitglieder unterstützen die Kooperativen mit Ausstattung zur Einhaltung von Hygienemaßnahmen. Das alles hilft.

4. Wie schätzen Sie die Auswirkungen auf die Situation der Bauern und Bäuerinnen ein?

Bei den Bäuerinnen und Bauern von PRO-PLANTEURS ist die Angst vor einer Ansteckung groß. Da 98 Prozent der Krankheitsfälle in Abidjan aufgetreten sind, wird vor allem befürch-tet, dass durch Reisen aus Abidjan ins Inland das Corona-Virus in die Gemeinden getragen wird. Auch deshalb ist derzeit die Bereitschaft für Zusammenkünfte sehr gering. Einige zie-hen sich sogar aus ihren Gemeinden zurück und leben vorübergehend isoliert auf ihren Feldern, den „campements". Auch ist die Bereitschaft, die örtlichen Gesundheitszentren für andere Krankheiten aufzusuchen, gesunken. Eine Kooperative berichtete uns, dass es des-halb bereits Todesfälle gab. In einigen Regionen haben sich zum Beispiel die Preise für Kochbananen oder Reis mehr als verdoppelt. Die grenznahen Kooperativen berichten von einer schlechteren Versorgung der lokalen Märkte mit Lebensmitteln, die normalerweise aus Ghana importiert werden, etwa Reis, Tomaten und Chili.

5. Gibt es Auswirkungen auf die Kakaovermarktung?

Die Lieferung des Kakaos kann weitgehend abgewickelt werden. Die Transportkosten sind allerdings gestiegen, und die administrativen Prozeduren in Abidjan erschweren die Liefe-rung zusätzlich. Die Kooperativen berichten teilweise von geringeren kommerzialisierten Mengen. Das liegt daran, dass die Produktion durch Trockenperioden teilweise gesunken war, und auch, dass die Produzenten nicht geliefert haben, um jeden Kontakt zu vermeiden. Dies können aber lokal begrenzte Effekte sein. Wir erwarten noch die Produktionsdaten aller Kooperativen. Dann haben wir eine genauere Einschätzung.

 

Wer sich über PRO-PLANTEURS hinaus über die aktuelle Situation der Kakaobauern und -bäuerinnen informieren möchte, erfährt mehr auf der Website der landwirtschaftlichen Forschungs- und Entwicklungsorganisation CIRAD hier.